Olivia Folly, Solothurner Zeitung, 01.03.2021
Der Bedarf für eine Notschlafstelle ist da, davon ist man beim Oltner Verein Schlafguet nach wie vor überzeugt. Man hofft, im nächsten Winter endlich ein Pilotprojekt starten zu können.
Seit Jahren sucht der Verein «Schlafguet» nach einem Standort für eine Notschlafstelle in Olten. Trotz zahlreichen Rückschlägen nimmt der Verein einen neuen Anlauf für nächsten Winter. «Wir sind der Meinung, dass in der Schweiz alle Menschen die Möglichkeit haben sollten, die Nacht unter einem warmen Dach verbringen zu können», sagt Timo Probst, Vorstandsmitglied des Vereins «Schlafguet» aus Olten.
Diese Grundüberzeugung ist es, die den Initianten des Projekts einer Notschlafstelle in Olten Auftrieb gibt zum Weitermachen – auch nach jahrelanger erfolgloser Standortsuche. Timo Probst sagt dazu:
«Klar habe ich manchmal einen Hänger und befürchte, dass wir es vielleicht nicht schaffen werden. Aber gerade jetzt in der Corona-Krise wird uns das Thema Armut auch in der Schweiz weiterbeschäftigen, und deshalb dürfen wir nicht aufgeben»
Die Notschlafstelle soll für Personen da sein, die aus den unterschiedlichsten Gründen nirgends mehr übernachten können. Zum Beispiel für Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, für junge Menschen, die zuhause rausgeflogen sind oder für jene, die bei keinem Sozialdienst angemeldet sind.
Konzept mit Wohncontainern fallengelassen
Zuletzt suchten die Mitglieder des Vereins «Schlafguet» eine Brache, wo sie Wohncontainer aufstellen könnten. Ohne Erfolg. Es seien vor allem wirtschaftliche Gründe, weshalb potenzielle Grundbesitzer und Immobilienfirmen nicht einlenken würden, sagt Probst: «Für Grosskonzerne, die genügend Platz hätten, ist der Aufwand zu gross und der Ertrag zu klein. Wir sind für sie einfach zu wenig lukrativ».
Vom Konzept mit den Wohncontainern ist der Verein wieder abgekommen. Wie zu Beginn werden jetzt wieder Wohnungen, Häuser oder auch Ladenlokale in der Region Olten gesucht, in denen Menschen in Not übernachten könnten. Derzeit ist der Verein in Verhandlungen mit potenziellen Vermietern. Spruchreif ist allerdings noch nichts.
Auch im oberen Kantonsteil ein Thema
Timo Probst ist überzeugt, dass Olten eine Notschlafstelle braucht: «Die Auslastung der bestehenden Notschlafstellen in anderen Kantonen zeigt, dass ein Bedarf vorhanden ist.» Es ist denn auch so, dass immer wieder mal Menschen aus dem Kanton Solothurn in den Notschlafstellen in Biel und Basel Unterschlupf suchen, wie es dort auf Anfrage heisst.
So musste der Sozialdienst der Sozialregion Zuchwil/Luterbach diesen Winter in zwei Fällen notfallmässig eine Unterkunft bereitstellen für Personen, die nicht wussten, wo sie die Nacht verbringen sollten. In beiden Fällen wurden die Betroffenen in einem Hotel untergebracht. Auf Anfrage heisst es, man würde eine Notschlafstelle sehr begrüssen.
Auch in der Sozialregion Wasseramt werden Personen ohne Dach über dem Kopf in Hotels untergebracht, wenn sich keine andere Lösung findet. Laut Etienne Gasche, Leiter des Sozialdienstes, fände man aber häufig auch eine Übernachtungsmöglichkeit bei Verwandten oder Bekannten der Betroffenen. Er sieht kein breites Bedürfnis für eine Notschlafstelle, da es in einem solchen Notfall Aufgabe eines Sozialdienstes ist, für eine entsprechende Unterkunft zu sorgen. Dennoch meint auch Gasche: «In Einzelfällen wäre es gut, wenn wir auf eine Notschlafstelle zurückgreifen könnten.»
Das Thema einer Notschlafstelle beschäftigt auch die Gemeinde Biberist. Zusammen mit den umliegenden Gemeinden und dem Verein Perspektive Region Solothurn-Grenchen ist man daran zu evaluieren, ob es ein solches Angebot braucht, wie Gemeindepräsident Stefan Hug-Portmann bestätigt. Es gilt ein «schwarzes Loch» zu füllen Der Verein «Schlafguet» fokussiert sich bei seiner Standortsuche auf die Region Olten. Grundsätzlich würde Vorstandsmitglied Timo Probst aber auch eine Notschlafstelle in Solothurn oder Grenchen begrüssen, um die Lücke zu schliessen. «Zwischen den Kantonen Bern, Basel und Aargau, welche alle bereits Notschlafstellen kennen, ist der Kanton Solothurn ein schwarzes Loch». Und dieses gilt es auszufüllen. Timo Probst hofft, dass bald ein geeigneter Standort gefunden wird. Der Wunsch wäre, mit dem Betrieb am 1. November 2021 starten zu können. Die Notschlafstelle in Olten soll vorerst als Pilotprojekt betrieben werden und für sechs Monate befristet sein.